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Dokument 3 - Auszug aus Chronik der stadt Eupen von 1825
Fundort: Stadtarchiv Eupen, Bestand preußische Zeit, Nr. 501.42
Auszug aus der Einleitung der Chronik der Stadt Eupen, mit der 1825 begonnen wurde und die über die unruhigen und auf wühlenden letzten Jahre der französischen und die ersten Jahre der preußischen Herrschaft berichtet. Unterzeichnet ist dieser Abschnitt vom Bürgermeister, seinen beiden beigeordneten Vertretern und den Gemeinderatsmitgliedern. Die Familiennamen der hier unterzeichnenden, angesehenen Männer werden in den weiteren Dokumenten immer wieder auftauchen.
Zeitraum von 1816-1822: (Bl.3)
Ueber den Ursprung der Stadt Eupen fehlen alle Nachrichten. Das älteste Dokument, welches in dem Bürgermeisterei-Archiv sich vorfindet, ist ein Register über die Erhebung der Erbpfennings-Grundrenten vom Jahr 153 7.
Daß indessen Eupen schon früher bestanden, geht daraus hervor, daß nach einem in dem Kirchen-Archive aufgefunden offenen Briefe vom Jahr 1213, zur Ausbesserung der St. Nicolas-Kapelle, an deren Stelle jetzt die Hauptpfarrkirche steht, eine Kollekte in dem besagten Jahre abgehalten worden, und daß ferner nach Mayers Aachener Kronik die Unterthanen von Eupen und Walhorn im Jahr 1316 bei einer Grenzberichtigung zwischen der Reichsstadt Aachen und dem Limburger Lande zugezogen worden sind. Auch heißt es in einem alten Rent-Lagerbuche des Montjoier Landes, daß im Jahre 1463 die Erben von Meister Hermann Hammerschmidt, der, wie die Urkunde sagt, in Eupen zu wohnen pflegte, die Konzession zur Anlegung eines Hüttenwerks erhalten haben.
Bis zu der Zeit, wo die Gemeinde Eupen unter französische Herrschaft kam, stand sie unter österreichischer Hoheit, und machte einen Theil des Herzogthums Limburg aus, welches mit den Grafschaften Dalhem, Falkenburg und Herzogenrath die Provinz Limburg bildete, die zu den Kaiserlichen Erblanden gehörten.
Als durch das Dekret vom 9ten Vendemiaire IV. Jahres, die Niederlande mit Frankreich vereinigt wurden, wurde Eupen zum Hauptorte des Kantons gleichen Namens erhoben, und dem Arrondissement von Malmedy, Präfektur von Lüttich, Departement der Ourte, zugetheilt, gehörte in Justizsachen unter dem Friedensgerichte des Kantons Eupen, unter dem Gerichte der ersten Instanz zu Malmedy und unter dem Kaiserlichen Gerichtshofe zu Lüttich, in Kirchensachen aber zur Diözese von Lüttich, deren Bischof Suffragan des Erzbischofs von Mecheln war. Bei Eintheilung des französischen Reichs in Militairdivisionen wurde Eupen unter die 25. Division gestellt.
Durch den Pariser Frieden vom 30. Mai 1814 und in Folge der zwischen den hohen verbündeten Mächten in Wien getroffenen Uebereinkunft ist Eupen der Krone Preußen angefallen.
Nachdem Se. Majestät der König Friedrich Wilhelm III. durch das Allerhöchste Patent d.d. Wien den 5. April 1815 von den Entschädigungs-Provinzen am Rhein Besitz genommen, wurde Eupen der Hauptort des Kreises, im Regierungs-Bezirk Aachen, welcher zum Großherzogthum Niederrhein gehört, und blieb auch nun der Sitz des Friedensgerichts, wurde aber, da Lüttich an Belgien gefallen, unter die Gerichtsbarkeit des Appelhofes von Cöln gestellt, das Gericht erster Instanz zu Malmedy wurde aufgelöst, und es blieb blos ein Untersuchungs-Amt in Kriminal- und Korrectionalsachen daselbst fortbestehen. Eupen wurde sodann im Jahre 1819 dem Königl. Landgerichte zu Aachen untergeordnet.
In katholischen Kirchensachen blieb die Gemeinde Eupen bis zum Jahr 1818 mit der Diözese Lüttich vereinigt, von wo ab sie, gleich den übrigen an Preußen gefallenen (Bl.4, linke Seite) Distrikten der vormaligen Departemente der Ourte und der Niedermaaß von dem in Aachen residirenden General-Vikar Fonck ex commissorio apostolico bis zum Jahr 1825 verwaltet, sodann aber in Gemäßheit der Bulle Salute animarum dem Erzbistum Cöln einverleibt wurde.
In militärischer Hinsicht gehört die Kreisstadt Eupen zum 25ten Aachener Landwehr-Regiment.
Eupen hat nur einen ganz unbedeutenden Ackerbau, jedoch eine ziemlich beträchtliche Viehzucht; der Haupt-Erwerb- und Nahrungszweig besteht in einer sehr ausgedehnten Fabrikindustrie, welche vor mehr als hundert Jahren schon blühte, und dem größten Theil der Einwohner den Lebensunterhalt verschaffte.
In den Jahren 1784-87 legte Eupen in Folge des von der Kaiserinn Maria Theresia als Herzogin von Brabant ihm ertheilten Patentbriefes vom 23. August 1777 zur Beförderung der Handelsverbindungen mit dem Auslande eine große Straße auf Aachen auf eigene Kosten an [...]
Mit dem Jahre 1806 begann eine für die Eupener Tuchfabriken und die ganze Umgegend denkwürdige und höchst merkwürdige Epoche durch die Einführung der Maschinerien; die Fabrikation gewann dadurch bedeutend an Schnelligkeit, Ersparniß des Arbeitslohnes und Vollkommenheit der Arbeit; doch ist es nicht zu leugnen, daß dabei die geringere Klasse in (B1.4, rechte Seite) Eupen und der Umgegend durch Arbeitslosigkeit sehr litt; man begann gleichzeitig mit Aufstellung von Rauh- und Scheermaschinen. Im Jahre 1807 errichtete das, Haus Bernard Scheibler die erste mechanische Wollspinnerei in Eupen.
In den Jahren 1808, 1809 und 1810 wurden bedeutende Fabriketablissements auf dem Weser- und Hillfluße errichtet, welche zur Beförderung der Industrie wesentlich beitrugen.
Im Jahre 1811 verlegten mehrere bedeutende Häuser des Herzogthums Berg, welches nicht mit Frankreich vereinigt war, und als ein besonderer Staat für sich bestand, ihre Tuchfabriken hierher, da ihr Handelsverkehr durch die politischen Verhältnisse des kleinen Landes sehr beschränkt war, und sie als französische Unterthanen eine weitere Ausdehnung für ihren Handel fanden, wodurch ungemeines Leben und rege Betriebsamkeit bei der arbeitenden Volksklasse entstand. Bei der neuen Ordnung der Dinge im Jahre 1814, als das Herzogthum Berg nicht mehr den früheren Beschränkungen unterlag und die dortigen Handelsverhältnisse mit den diesseitigen sich gleich stellten, zogen jene Bergische Fabrikherrn wieder in ihre Heimath zurück, wodurch eine ziemliche Anzahl Arbeiter außer Brod gesetzt wurde.
In den Jahren 1814/15 hatte die Stadt bedeutende Einquartierungen, Fourage-Lieferungen und Vorspannleistungen für die Heere der hohen Verbündeten zu tragen, wofür sie in den Jahren 1817-19 Entschädigungsgelder erhielt.
Dem Beispiele anderer Städte gemäß, bildete sich hier ein Frauenverein, welcher sich der nothleidenden Menschheit mit allem Eifer annahm, und sehr wohlthätig wurde. Im Jahr 1815 wurde die Landwehr im Großherzogthum Niederrhein organisirt, wozu Eupen sein Kontingent stellte. - Die Tuchfabrikation hatte schlechten Fortgang und viele Arbeiter wurden brodlos.
Im Jahr 1816 fand die erste Ersatzaushebung für das stehende Heer statt. - In demselben Jahre trat durch Mißwuchs große Theuerung ein, zu deren Abhülfe Se. Majestät der König eine bedeutende Quantität Roggen in den Häfen der Ostsee einkaufen und den diesseitigen Provinzen zugehen ließ. In Eupen bildete sich ein Verein von Fabrikherrn und anderen patriotischen Bürgern, welche einen Fonds zusammen brachten, der zum Einkaufe von Roggen verwandt wurde. Es wurden Backöfen erbaut, und unter der Aufsicht eines Ausschusses Brod gebacken, welches unter die nothleidenden Einwohner vertheilt und so der wirklich großen Noth ein Ziel gesetzt wurde, wodurch Hunderte dem Hungertode entgingen. [...] Der Frauenverein theilte rumford'sche Suppe aus, und trug zur Linderung der Noth nach Kräften bei. Dieser unglücklichen Zeit gesellte sich nun noch eine Knsis, welche dem Haupt-Nahrungszweige der Einwohner einen starken Stoß gab. In Frankreich wurde die Einfuhr aller Wolltücher ohne Ausnahme verboten, und selbst diejenigen, welche diesseitige Fabrikanten dort noch lagern hatten, mußten wieder ausgeführt werden. Da Eupen bis dahin den Hauptabsatz seiner Fabrikate nach Frankreich hatte, mußte jene Maaßregel für die Gegenwart und Zukunft von dem verderblichsten Einfluße auf unsere Fabrikation seyn, und die Geschäfte sehr in Stocken bringen, und um so mehr, als durch die neue Gestaltung der Dinge viele Länder, welche unter der französischen Herrschaft (Bl.5, linke Seite) unserm Handel offen standen, uns nun verschlossen wurden.
Die im Jahr 1814 eingeführte Bürgermiliz, welche sich besonders den Nachtwachdienst angelegen seyn ließ, trug nicht wenig zur Handhabung der Polizei bei.
[...] Die männliche Bevölkerung betrug im Jahr 1816, 4766 und die weibliche 4863 Köpfe.
Im Jahr 1817 fiel nichts Merkwürdiges in der Gemeinde vor, als daß der Brodnoth, wovon oben Rede gewesen, durch den Antheil jener edeldenkenden Bürger abgeholfen wurde. Uebrigens erhielten zwei Schenkungen des hier verstorbenen Fabrikbesitzers, Herrn Franz Arnold Morkramer zu Gunsten des hiesiegen Waisenhauses und des Armenfonds, jede zu 5000 Aachener Reichsthaler die höhere Bestätigung.
Die Tuchfabrikation gerieth immer mehr in Stocken, besonders da der Handel nach der Levante auch anfing abzuflauen.
Die Bevölkerung betrug 4762 Personen männlichen und 4893 weiblichen Geschlechts.
Im Jahr 1818 übertrug der Herr Bürgermeister Nicolas Vercken, welcher seit dem Jahr 1803 fingirt hatte, dem Fabrikbesitzer und Eigenthümer Herrn Gerhard Wilhelm Hüffer die Verwaltung. In diesem Jahre wurden mehrere Schenkungen zu Gunsten der öffentlichen Anstalten gemacht, namentlich zu Gunsten des Armenfonds, durch den Kaufmann Herrn Heinrich Paaff ein Vermächtniß von 2000 Franken und durch die Frau Maria Agnes Dalkeur ein gleiches von 460 Franken, ferner zu Gunsten des Waisenhauses ein Vermächtniß von 3000 Franken durch den vorbenannten Herrn Heinrich Paaff; ein gleiches von 2431 Franken 15 Cent, durch den Rentner Peter Cornelius Vercken; ein gleiches von 2370 Franken durch die Rentnerin Maria Theresia Mostert; endlich ein gleiches von 406 Franken durch den Rentner Johann Rol-scheidt. In eben diesem Jahre wurde das bisheran bestandene städtische Kollegium, mit welchem bis zum Jahre 1817 ein Pensionat für auswärtige dasselbe besuchende Schüler verbunden war, aufgelöst und durch eine allgemeine Stadtschule ersetzt. An die Stelle des zu einer anderen Bestimmung abgegangen ersten Lehrers, Herrn Vincken, trat der zweite Lehrer, Herr Friedrich August Schulten, als Rektor ein. Der Herr Bürgermeister Hüffer wurde bei der neuen Organisation des Schulwesens zum Präsidenten der städtischen Schulkommission ernannt. - Der Gang der Fabriken hatte sich noch nicht gebessert, und die Aussichten waren noch immer sehr ungünstig.
Die Bevölkerung belief sich auf 4716 Köpfe männlichen und auf 4961 Köpfe weiblichen Geschlechts.
[...](B1. 5, rechte Seite).
Das Gemeinde-Archiv und überhaupt alle Akten bis zum Jahr 1820 wurden dergestalt geordnet, daß solches jetzt eine vollständige Uebersicht aller Verwaltungs-Gegenstände, chronologisch und nach den verschiedensten Materien geordnet, darbietet. [...]
In diesem Jahr erhielt ein Vermächtnis von Maria Antoinetta Delooz zu Gunsten der hiesigen Armen, zum Betrage von 11236 Franken, die höhere Bestätigung. [...] (Bl.6, linke Seite).
Die in Rußland auf die Einfuhr der Wolltücher gelegten hohen Zölle, drückten den Handel mit diesem Staate sehr, und die Aussichten wurden immer bedenklicher. In diesem Jahr trug sich ein merkwürdiger Fall zu, welcher der Eupener Tuchfabrikation viele Ehre machte.
Der Herr Johann Georg Leinfelder, Gesellschafter des hiesigen Hauses A.J. Kuetemeyer, besuchte die Leipziger Messe. Ein englischer Fabrikant hatte einige Yards - Ellen - Wollblaues Tuch mitgebracht, die Yards zu 7 Pfund 10 Schill. und sagte, daß man nur zu zwey Fraks gefertigt habe, wovon ein Theil für den Prinz Regenten und der andere noch für einen ändern Monarchen bestimmt gewesen sey; das Tuch war aus der feinsten Elektoralwolle gemacht. Herr Leinfelder behauptete, ohne das Tuch gesehen zu haben, daß er ein Stück zum Preise von 9 1/2 Thaler mitgebracht habe, von welchem er überzeugt sey, daß es besser fabrizirt sey, als das englische.
Der Engländer trug ihm hierauf eine Wette an, welche angenommen wurde. Die ernannten zwei Schiedsrichter entschieden für die Fabrikation des Hauses Kuetemeyer, indem sie versicherten, daß das englische zwar die feinste Wolle enthalte, in Rücksicht des Webens, der Farbe, Walke und Zubereitung aber gar nicht mit dem Kuetemeyer'schen in Vergleich zu stellen sey.
Im Jahre 1820 legte der Herr Bürgermeister Hüffer seine Stelle nieder und die Verwaltung wurde internistisch den beiden Herrn Beigeordneten Max Jos. Nicolai und Carl Böhme übertragen, zugleich wurde Herr Nicolai als Präsident der städtischen Schulkommission ernannt.
[…]
In seinem in der Oede gelegenen Fabriketablissement richtete der Herr Bürgermeister Hüffer eine Unterrichts-Anstalt für die Kinder der bei ihm beschäftigten armen Arbeiter ein. Mittelst der in das Amtsblatt der Königl. Regierung zu Aachen eingerückten Allerhöchsten Kabinets-Ordre d.d. Berlin den 25. Juni 1819 geruhten seine Majestät der König sich dafür auszusprechen, daß Allerhöchstderselben mit Theilnahme und Wohlgefallen aus dem Zeitungsberichte der Regierung die lobenswerthe Einrichtung ersehen, und wünschen, daß dieses gute Beispiel nicht ohne Nachfolge bleiben möge, und daß der Beifall, welcher hierdurch dem Herrn Hüffer bezeigt wurde, durch das Amtsblatt bekannt zu machen sey".
Der Rentner Leonhard Schmilz vermachte unter höherer Genehmigung den Armen eine Summe von 1000 Franken, und eine gleiche Summe dem Waisenhause.
[,..] (Bl.6, rechte Seite).
Durch den Ausbruch des Krieges der Pforte und den insurgirten Griechen wurde der Handelsverkehr mit der Levante ganz unterbrochen, und aller Absatz von Wollentuch dahin hörte auf. Dagegen erhielt der Tuchhandel nach Rußland durch die ermäßigten Einfuhr-Zölle wieder neues Leben. Die Verhältnisse mit Frankreich und Belgien blieben zum großen Nachtheil der diesseitigen Fabrikation immer diesselben.
Die Zählung in diesem Jahre brachte 4306 Köpfe männlichen und 4689 Köpfe weiblichen Geschlechts auf.
Im Jahre 1821 wurde die erste Zylinder-Tuchscheermaschine-Ton-deuse - hier eingeführt, welches einen Aufstand unter den Fabrikarbeitern erregte. Die Maschiene wurde zertrümmert und grobe Exesse begangen, so daß die bewaffnete Macht zur Hülfe genommen werden mußte, und eine Gendarmerie-Abtheilung von Aachen hierher beordert wurde.
Durch die Umsicht und die rege Thätigkeit der Behörden, welche von den gutgesinnten Bürgern kräftig unterstützt wurden, ward die Ordnung bald wieder hergestellt und die Haupt-Urheber wurden verhaftet und den Gerichten überwiesen. Die Tuchscheerer Peter Mathar, Johann Dörnholz und Arnold Dütz, wurden zu fünfjährigem Festungs-Arre-ste, der Tuchscheerer Nicolas Brüll aber zu fünfjähriger Zwangsarbeit verurtheilt, und alle lebenslänglich unter Aufsicht der hohen Polizei gestellt, die Fabrikarbeiterin Gertrud Willems wurde gleichfalls verurtheilt, starb jedoch kurze Zeit hernach. Dem Herrn Landrath von Scheibler wurde der rothe Adler-Orden dritter Klasse und dem beigeordneten Bürgermeister Herrn Nicolai das allgemeine Ehrenzeichen erster Klasse verliehen.
Die Handelsverhältnisse mit der Levante hatten sich noch nicht gebessert und die Aussichten wurden überhaupt mit jedem Tage schlechter; die Fabrikarbeiter zogen in Menge nach Frankreich, Oesterreich etc., wo sie Unterkommen zu finden hofften.
[...]
Durch testamentarische Verfügung des verstorbenen Fabrikbesitzers Herrn Abraham Römer Arnols Sohn erhielt der Armenfonds einen Zuwachs von 4000 Franken. Derselbe vermachte auch der evangelischen Prediger-Wittwen-Kasse 3000 Franken.
Die Bevölkerung belief sich im Jahre 1821 auf 4688 männliche und 4877 weibliche Einwohner.
Im Jahre 1822 wurde der Fabrikbesitzer und Eigenthümer Herr Andreas Joseph Joseph Franz GrandRy zum Bürgermeister und zugleich zum Präsidenten der städtischen Schulkommission ernannt. Die durch
das Absterben des H. Beigeordneten Nicolai erledigte Stelle wurde dem Schönfärber und Eigenthümer Herrn Thomas Salm übertragen.
(Bl.7, linke Seite). Durch die Maaßregeln, welche Rußland m Bezug auf die fremden Wolltücher nahm, erhielt unsere Fabrikindustrie den empfindlichsten Stoß. In Rußland sowohl als in Polen wurde die Einfuhr der schwarzen, grünen und weißen Tücher gänzlich verboten und die übrigen Farben mit sehr hohen Zöllen belegt. Diese Katastrophe hob die Fabrikation der dicken Tücher fast auf, und jeder bedeutende Fabrikbesitzer legte sich nun auf die Verfertigung dünner Tücher für die Levante, welche dadurch aber der Art mit diesseitigen Fabrikaten überschwemmt wurde, daß die große Konkurrenz eine ungemeine Herabsetzung der Preise hervorbrachte, und so auch hier, wenn auch dieser Handel jetzt sehr lebhaft betrieben wird und der arbeitenden Volksklasse wieder Brod giebt, doch wenig Vortheil mehr für das Tuchgeschäft zu finden ist. Die Leipziger Messe, welche früher für den Absatz unserer Fabrikate, und besonders durch die Einkäufe für Rußland günstig war, kam fast in gänzlichem Verfall.
So beschränkte sich nun noch unser Tuchgeschäft auf den Verkehr mit der Levante und mit Deutschland, welches indessen so ansehnliche Fabriketablissements besitzt, daß unser Absatz dorthin sehr mäßig ist. In diesem Jahre wurde bei der öffentlichen National-Ausstellung vaterländischer Fabrikate m Berlin, dem hiesigen Fabrikbesitzer H.A.J. Kuetemeyer für sein ausgestellten Tücher und Kasimir die goldene Denkmünze mit der Bemerkung zuerkannt, daß der Ruf dieser Fabrik, welcher bereits in öffentlichen Blättern durch ein schiedsrichterliches Urtheil während der Leipziger Messe verbreitet worden, welches die Vorzüge ihrer Fabrikate vor den besten englischen anerkannt habe, von der Kommission zur Vertheilung der Preise bestätigt gefunden worden, und diesen Fabrikaten der erste Rang eingeräumt werden müße. Der Gesellschafter des Hauses, Herr Leinfelder, welcher im Jahre 1819 jenes schiedsrichterliche Urtheil veranlaßt hatte, wurde bei Gelegenheit der Ausstellung, der Königl. Majestät vorgestellt, Allerhöchst welche in den allergnädigsten Ausdrücken sich zu äußern geruhten.
Dem Fabrikbesitzer H. Carl Böhme, sowie dem Spinnerei-Inhaber H. Berh. Georg von Scheibler, wurde die silberne Denkmünze zu Theil. Das Impfgeschäft hatte den lebhaftesten Fortgang; von 284 impffähigen Kindern wurden 276 geimpft, so daß nur 8 übrig blieben, welche aus der Gemeine weggegangen waren.
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Es wurden zwei und dreißig Lokal-polizeiliche Verordnungen erlassen. Im Monat Juli dieses Jahres besuchten Ihre Majestät die Königin von Schweden unter dem Namen einer Herzogin von Gothland in Begleitung des Kronprinzen Oscar Königliche Hoheit unter dem Namen eines Grafen von Skandinavien unsere Fabriketablissments. [...]. (Bl. 7)
Die Bevölkerung belief sich im Jahre 1822 auf 4878 Köpfe männlichen und 4694 Köpfe weiblichen Geschlechts. Eupen den 15"" November 1825
(Es folgen die Unterschriften des Bürgermeisters, der beiden beigeordneten Bürgermeister und der Mitglieder des Gemeinderates im Faksimi-
le.)
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