Grenzgeschichte DG - Autonome Hochschule in der Deutschsprachigen Gemeinschaft

 

 

Voer-Krise-Version '72 

Schon einmal gab die Voerproblematik Anlaß zu einem Regierungssturz. Damals scheiterte an ihr die zweite EYSKENS-Regierung. Am 17. Juni 1968 konstituierte EYSKENS seine erste Regierung. Sie setzte sich zusammen aus CVPPSC-BSP-PSB. Ihr gelang es, die dritte Verfassungsreform, die nach zahlreichen zähflüssigen Verhandlungen mit der Errichtung der Kulturräte den ersten Schritt in Richtung eines föderalen Staatswesens tat, durchzusetzen.

Damals sollte auch die leidige Voerfrage endlich gelöst werden. Zu diesem Zweck hinterlegten die Koalitionspartner einen Gesetzesvorschlag betreffend das Statut des Kantons der Voer, der vorsah, die sechs Gemeinden wieder aus der Provinz Limburg auszugliedern, um sie direkt dem Innenministerium zu unterstellen, wobei die französische und die flämische Sprache einen gleichen Stellenwert erhalten würden. Dieser Gesetzesvorschlag wurde von allen Regierungspartnern auch dann noch unterstützt, als der Staatsrat dazu ein negatives Gutachten abgegeben hatte, das im wesentlichen darauf fußte, daß die Verfassung nur vier Sprachgemeinschaften vorsieht und es nicht möglich ist, ohne entsprechende Verfassungsreform eine sprachliche Sondersituation zu schaffen. Denn, so der Staatsrat, ist laut Verfassung nur Brüssel-Hauptstadt als zweisprachiges Territorium vorgesehen. Die Diskussionen um diese Probleme führten sehr bald zu einer zweiten EYSKENS-Regierung, die aber gegen die Gutachten des Staatsrats nicht ankam und aus den eigenen proflämischen Reihen zum Stolpern gebracht wurde. Interessant war die Situation damals deshalb, weil deutlicher als heute sichtbar wurde, was sich hinter dieser Problematik versteckt!

So schreibt die einflußreiche flämische Tageszeitung DE STANDAARD Anfang November 1972:»... auf Seiten der Wallonen will man immer noch nicht verstehen ... daß es den Flamen gar nicht so sehr um die Voeren als solche geht, sondern um das Prinzip der Unverletzlichkeit der Sprachengrenze von 1962. Man fürchtet in Flandern, eine Konzession in Sachen Voer würde die Abwehr der großen Offensive gegen die flämischen Brüssler Randgemeinden behindern«.
Het Volk dazu, am 13. November 1972: »Was den Streitpunkt Brüssel betrifft, möchten wir folgendes sagen: für die CVP kommt es nicht in Frage, sei es nur ein Quentchen Territorium der ökonomischen Region Brüssel abzutreten. Unsere kategorische Antwort ist: »niet«. Es gibt noch flämische Interessen die uns wichtiger sind als eine Regierung«.

Das also steckt dahinter: die Angst, die jetzt zur flämischen Region zählenden Brüsseler Randgemeinden, wo viele Frankophonen wohnen, abtreten zu müssen. Und dies würde natürlich unweigerlich der Fall sein, wenn das Recht des Individuums dem Recht des Territoriums übergeordnet werden würde, wenn also die Situation in der Voer zugunsten der frankophonen Mehrheit interpretiert würde.

 

 

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EXTERNE AUFTRÄGE


Koordination der „Aktionstage Politische Bildung“


Demokratieerziehung in Brüssel


Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft in der „Task Force for International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and Research“


Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im pädagogischen Beirat des „Jüdischen Museums der Deportation und des Widerstandes in Mechelen“


Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Verwaltungsrat der Gedenkstätte Breendonk



 

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