Grenzgeschichte DG - Autonome Hochschule in der Deutschsprachigen Gemeinschaft

 

 

Jetzt hat auch Ostbelgien seinen Frauenrat! 

Seit etwas mehr als einem Jahr treffen sich Vertreterinnen der verschiedenen Frauengruppen Ostbelgiens in mehr oder weniger großen Zeitabständen zwecks Gründung eines Frauenrates in Ostbelgien. Wie es dazu kam, erklärte uns eine Vertreterin der Kontaktstätte für Frauen.

Vor gut einem Jahr veranstaltete die Eupener Lokalsektion der Jung-CSP einen Film- und Diskussionsabend zum Thema »Abtreibung«, ein Reizthema, das doch vorwiegend Frauen betrifft und von ihnen diskutiert werden sollte. Zum besagten Vortragsabend aber wurden die Frauenorganisationen Ostbelgiens nur in letzter Minute kontaktiert. Ihnen wurde dann »großzügigerweise« gestattet, ihre Meinung am Vortragsabend stellvertretend für ihre Organisation kundzutun, und dies nach einem Film, der jegliche Objektivität vermissen ließ. Die Frauenvereinigungen Ostbelgiens weigerten sich verständlicherweise sich darauf einzulassen.

Frauen im Abseits?
Kurz danach trafen sich die 5 ostbelgischen Frauenvereinigungen (Christliche Frauenliga, Euregiofrauen, Kontaktstätte für Frauen, Landfrauenverband und Solidarische Frauen) zum ersten Mal, um über die Vorgehensweise der Veranstalter, der Eupener Jung-CSC (die übrigens fast ausschließlich männlich besetzt ist), zu diskutieren.
Es wurde festgestellt, daß die ostbelgischen Frauengruppen, die immerhin insgesamt etwa 4000 Mitglieder zählen, nur selten konsultiert und um ihre Meinung gebeten werden. Wenn z.B. spezifische Frauenthemen angesagt sind, zieht es die regionale Presse vor, Frauengruppen aus dem Inland oder dem benachbarten Ausland zu befragen. Oder wenn eine ostbelgische Vertretung für eine Tagung oder ein Kolloquium erwünscht ist zum Thema
Frau, so sind es oft einzelne, nicht organisierte, von der Exekutive beauftragte Frauen, die daran teilnehmen und die dann die Schlußfolgerungen, die dort erarbeitet werden, kaum oder gar nicht an die ostbelgischen Frauen weiterleiten. Die regionalen Frauengruppen Ostbelgiens werden also regelmäßig nicht beachtet, einfach übergangen.

Frauenrat
Aus der Gruppe »Euregiofrauen« kam daher der Vorschlag, in Ostbelgien einen Frauenrat zu gründen, der dem nationalen Frauenrat angeschlossen sein sollte. Bisher besteht letzterer aus dem Nationalen Vrouwen Raad (flämischerseits) und dem Conseil National des Femmes (wallonischerseits). Beide Frauenräte wechseln sich in einem Rhythmus von 3 Jahren mit der Präsidentschaft des nationalen Frauenrates ab. Auch der ostbelgische Frauenrat, der sich übrigens die offizielle Bezeichnung »Nationaler Frauenrat Belgiens - Deutschsprachige Sektion« gegeben hat, wird nun jeweils abwechselnd mit dem flämischen und wallonischen Frauenrat die Präsidentschaft wahrnehmen.
Die Gründung des Frauenrates ging etwas schleppend voran. Nach verschiedenen Treffen der Vertreterinnen der Frauengruppen, die die
jeweiligen Vorschläge und Diskussionen an die Basis ihrer Vereinigung weiterleiten - was die Arbeit etwas schwerfällig und langwierig machte, die Akzeptanz des Frauenrates bei den hiesigen Frauengruppen jedoch sichert - und nach mehreren Kontakten mit dem flämischen und dem wallonischen Frauenrat, entschlossen sich die organisierten Frauen Ostbelgiens, den hiesigen Frauenrat mehr nach dem Modell des flämischen Frauenrates aufzubauen. Im flämischen
Frauenrat sind Frauen nur als Vertreterinnen einer Organisation zugelassen, im wallonischen hingegen können auch einzelne Frauen praktisch sich selbst im Frauenrat »vertreten«.

Die Frauenrechte
Die Vereinigung bezeichnet sich selbst als Dachorganisation von Gesellschaften, Gruppen, Verbänden, gleich welcher politischen, ideologischen und philosophischen Weltanschauung, die in der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens Frauenarbeit leisten. Sie will die ökonomischen, politischen und sozialen Belange der Frauen, ihre Rechte und Pflichten in der Gesellschaft vertreten und verantwortlich mitgestalten. Und, last but not least, will der ostbelgische Frauenrat diese Ziele bei öffentlichen Instanzen, sowie auf nationaler und internationaler Ebene vertreten.
Die deutschsprachige Sektion des nationalen Frauenrates möchte insbesondere auch, wie schon angesprochen wurde, auf die bestehenden Frauengruppen hinweisen, um zu verhindern, daß letztere ständig übergangen werden. Auch versprechen sich die Vertreterinnen des Frau
enrates eine stärkere politische Einflußnahme, denn wie Julius Cäsar schon sagte: »L'Union fait la force«.

Austausch
Das Eingebundensein im nationalen Frauenrat wird den hiesigen Frauen erlauben, mehr Weitblick zu bekommen. Die Teilnahme am Geschehen auf nationaler Ebene bietet ihnen die Möglichkeit, umfassender informiert und an vielen wichtigen Diskussionen beteiligt zu sein. Darüber hinaus wird der Austausch mit anderen Frauen Belgiens und Europas ihnen die Probleme dieser Frauen aus anderen Gegenden und Ländern vertraut machen.
Verständlicherweise wird es manchmal schwierig sein, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, denn die diversen Frauenorganisationen haben ihr spezifisches Publikum, mit verschiedenen Altersgruppen, die jeweils in Lokalgruppen organisiert sind. Jedoch zeigte sich unsere Gesprächspartnerin optimistisch.
Die offizielle Einsetzung des Frauenrates wird am 8. März 1988, am Frauentag also, erfolgen.

 

 

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EXTERNE AUFTRÄGE


Koordination der „Aktionstage Politische Bildung“


Demokratieerziehung in Brüssel


Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft in der „Task Force for International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and Research“


Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im pädagogischen Beirat des „Jüdischen Museums der Deportation und des Widerstandes in Mechelen“


Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Verwaltungsrat der Gedenkstätte Breendonk



 

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