«Sitten und Bräuche in der Eitel», so lautet der Titel der VHS-Endarbeit von B. Van Ael und K. Hess. Eine Arbeit die im letzten Jahr einen Preis des Rates der deutschsprachigen Gemeinschaft errang, und die im letzten ZAUNGAST schon auszugsweise zitiert wurde. In der vorliegenden Ausgabe möchten wir aus der Arbeit einige der Osterbräuche, die in unseren Eifeldörfern noch lebendig sind,vorstellen.
Es ist nicht Sinn und Zweck unserer Arbeit, zumal über die religiösen Feste theologische Hintergründe und Deutungen zu geben. Dieser unserer Arbeit entsprechend beschränken wir uns auf besondere Ausdrucksformen in den kirchlichen und weltlichen Bräuchen in Verbindung mit solchen religiösen Festen.
Dem Osterfest gehen die Kartage voraus - besondere Tage für die Messdiener (mancherorts auch für alle Kinder des Dorfes): sie hatten (und haben) den alten Brauch des KLAPPERNS zu pflegen:
Was waren (und sind) diese «Klappern
«Die großen Burschen hatten kastenartige Behälter aus dünnem Tannenholz oder Eiche, die an einer Seite offen waren. Im Inneren waren nebeneinander vier oder fünf Holzhämmerchen, deren langer, beweglicher Stiel jeweils am Ende festgenagelt war. An einer der schmalen Längsseiten befand sich ein Schwengel, der eine mit Holzzähnen in bestimmten Abständen besetzte Walze im Innern in Bewegung setzte. Beim Drehen des Schwengels griffen die Zähne der Walze unter die Hämmerchen und hoben sie hoch; beim Niederfallen entstand dann, besonders beim schnellen Drehen, ein ohrenbetäubendes Geklapper. Neben dieser originalen großen Klapper gab es für die kleineren Jungen, die Anfänger, einen Flip-Flap, ein kleines Brett, das an einer Seite einen Stiel, an der anderen nach zwei Seiten ein bewegliches Hämmerchen hatte.»
Mit diesen Klappern hatten die Jungen nun in Kartagen das Glockengeläut zu ersetzen, was natürlich mit viel «Anstrengung», aber auch mit verlockendem Lohn verbunden war:
«Wenn am Gründonnerstag die Glocken «nach Rom gereist» sind, ziehen nach dem Hochamt die Knaben mit ihren vielgestaltigen Rasseln und Klappern zum Schrecken aller Hunde von Tür zu Tür, um die Ostereier zu sammeln, die sie dann färben und an den Ostertagen zum «Kippen» verwenden. Dafür vertreten sie bis zum Morgen des Karsamstags den Glöckner täglich dreimal unter demselben schrecklichen Gerassel.
Sie rufen zeitig zum Gottesdienst, und keine Morgenstunde ist selbst den sonstigen Langschläfern zu früh. Mit dem Ruf «et hat geluht», der womöglich ihre Klappern noch übertönt, entwickeln sie einen Eifer und eine Kraft der Stimme, die man bei vielen in der Schule vergebens sucht. Am Karsamstag tragen einige Messdiener gegen eine kleine Vergütung im Auftrage des Küsters in Krügen, Weihwasser in die Häuser und nehmen für denselben die Ostereier oder ihren Geldwert in Empfang.»
Zu diesem Weihwasser-Verteilen am Karsamstag wussten die MANDER-FELDER Messdiener auf besonders pfiffige Weise mit den gegebenen Schwierigkeiten fertigzuwerden: Auf ihrem weiten Weg nach Weckerath kamen sie an einem Bach vorbei - ein Glück! Denn bei einer so langen Reise wurde auch schon mal etwas vom heiligen Wasser verschüttet. Aber Dank des Baches ... kamen sie immer mit einem vollen Krug in Weckerath an ...
Aber wie könnte man über Ostern berichten, ohne das Thema
OSTEREIER anzuschneiden!
«Bei den Völkern des Altertums, den Juden, Persern, Griechen, Römern usw... galt das Ei als Sinnbild der Schöpfung und Auferstehung, und daher hat wahrscheinlich der Gebrauch von Ostereiern sein Entstehen und seine Bedeutung genommen. Denn wie aus dem Ei, wenn es bedeckt und erwärmt wird, ein lebendes Geschöpf hervorgeht, so ist auch der Erlöser aus dem Grabe zum Leben erstanden und so sollen auch wir aus dem Grabe der Sünde zum neuen Leben durch Ihn auferstehen.»
Oder A. WREDE gibt dem Osterei folgende Deutung: «Ostern ist das Frühlingsfest der Fruchtbarkeit und des neuen Lebens und man soll an diesem Tag ein Ei essen, als Heil- und Stärkungsmittel.»
Ob gläubige oder abergläubische Deutung - die Ostereier spielten in früheren Zeiten eine wichtige Rolle z.B. im Verhältnis Burschen-Mädchen:
«Um Ostern tragen diejenigen Mädchen, die bald heiraten wollen, ihrem wirklichen oder vermeintlichen Bräutigam, der sie um Fastnacht zum Tanz abgeholt hat, zwei gefärbte Ostereier. Hat die Maid aber mit Vielen getanzt, so muss sie auch viele Ostereier bereiten.»
Nach mündlicher Aussage mussten bis etwa 1930 in AMEL die Mädchen den Dorfjungen die Ostereier ins Haus bringen. Dafür hatten diese die Pflicht, bei den Tanzveranstaltungen die Dorfmädchen und speziell die Überbringerinnen der Ostereier zu «betanzen».
Aber auch die PFARRER hatten ihren Vorteil am Brauch der Ostereier:
So war es in manchen Pfarreien üblich, dem Pfarrer zwei Dutzend ungefärbte Eier zu bringen. Ältere Menschen erinnern sich, dass mit diesem Brauch die Dorfgemeinschaft mit für das leibliche Wohl ihres Pfarrers zu sorgen hatte, der ja normalerweise keine geregelten Einkünfte hatte. Aber dieser Brauch konnte auch ganz vorschriftsmäßig gepflegt werden:
«Am Morgen des Karsamstags gingen die Messdiener für den Pfarrer die Eier einsammeln oder sie wurden ihm ins Haus gebracht. Für jedes Beichtkind zwei, genauer zwei für jeden, der schon zum Tische des Herrn gegangen war. Über diese Abgabe wurde genau Buch geführt. Die Ostereier bildeten an einigen Stellen den letzten Rest der früheren Einkünfte des Pfarrers die guten Teils aus Naturerzeugnissen bestanden.»
Grosse Änderungen zu diesen Oster-Bräuchen hat es in unserer Zeit eigentlich nicht gegeben. Nach vorher beschriebenem Schema gilt das Klappern auch heute noch in sehr vielen Dörfern der Eifel.
Und auch heute noch ziehen Karsamstag die Kinder durch das Dorf, um Eier (oder mittlerweile natürlich auch Geld) einzusammeln - nicht für den Pfarrer, sondern für ihre eigene kleine Kasse oder für einen guten Zweck.
In RODT und NEIDINGEN ziehen die Kinder erst Ostermontag aus. Von weitem hört man dann in Rodt ihren Ruf: «Klapperlung! Klapperlung!». Da stehen schon die Frauen mit den Geld- oder Eierspenden bereit. Die Neidinger Kinder singen dabei:
«Jras, Jras, jrön,
die Hohner plökke Blome,
den Hahn fresst Jras,
jet os on ose Koref
zehn mir schötzech durch et Dorf.
Eier eruss oder de Wolf ont Hos.»
In ALDRINGEN hingegen singen die Kinder:
«Een Ei, keen Ei,
Zwee Eier, Spotteier,
Dree Eier, Ustereier,
Veer Eier, besser Eier,
Fönef Eier hätt ich jern,
Sechs Eier ess ich jern.»
In ELSENBORN gehen die Burschen zu den Mädchen Eier sammeln. Die (rohen) Eier werden in einem Haus gebacken und verspeist - die Burschen haben dazu das nötige Getränk mitgebracht. Wurde ihnen beim Eiersammeln früher nicht aufgetan, beschmiss man die Tür mit rohen Eiern.
Der frühere Brauch von Ostereier-Pflicht verbunden mit Tanz-Pflicht ist wohl bei unserer heutigen Jugend nicht mehr denkbar...