Grenzgeschichte DG - Autonome Hochschule in der Deutschsprachigen Gemeinschaft

 

 

Sitten und Bräuche in der Eifel  

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH
Zum ersten Mal erhalten in der Person von Karin HESS aus Weckerath, und Berti VAN AEL aus Rodt Studentinnen der Volkshochschule der Ostkantone für ihre Studienabschlussarbeit den Preis des Rates der deutschsprachigen Gemeinschaft!
Es ist das erste Mal, dass eine Arbeit die im Rahmen des Studiums an der VHS als Endarbeit erstand, eingereicht wurde. Umso bemerkenswerter, dass es gleich auf Anhieb klappte! Wir freuen uns mit den beiden Preisträgerinnen und gratulieren.
Einen Ausschnitt aus der preisgekrönten Arbeit über die «Sitten und
Bräuche in der Eifel» in dieser Ausgabe des Zaungastes.


WEIHNACHTEN
Was heutzutage in der ärmsten Familie der Eifel Selbstverständlichkeit ist, war in früheren Zeiten wohl nur bei den Bessergestellten denkbar: die äußere Umrahmung des Weihnachtsfestes. Den Weihnachtsbaum konnte sich noch lange nicht jede Familie leisten, es sei denn man war selber Waldbesitzer, übrigens muss man bedenken, dass Fichtenwälder erst um die Zeit von 1815 unter preußischer Herrschaft angepflanzt worden waren - vorher hatte man meist Mischwald, auch wegen der Lohgerbereien.

Für die Eifeler war wohl auch früher Weihnachten das Fest des Jahres im Kirchenkalender. Angesichts der Tatsache, dass damals die Pfarreien viel ausgedehnter waren als heute, dass nicht jeder Ort seine Kirche hatte, dass zumal an den hohen Festtagen nur im Pfarrdorf Gottesdienst war, dass die Gläubigen also sehr weite Fußwege zur Kirche zurückzulegen hatten, war wohl in den wenigsten Fällen eine Mitternachtsmesse als Hauptgottesdienst des Weihnachtsfestes denkbar. Die «Mette» wurde meistens zu einer sehr frühen Morgenstunde gefeiert: fünf, sechs Uhr. Da war natürlich dann alles unterwegs - denn was wäre Weihnachten ahne Christmette!
Bei der Heimkehr aus der Christmette - oft nach mühsamen Wanderungen auf verschneiten Eifelpfaden - war die Bescherung keineswegs mit heutigen Maßstäben zu vergleichen: Die große Armut in vielen Familien ließ bestenfalls von Geschenken träumen und wenn es Geschenke gab, dann allenfalls nützliche Dinge für den normalen, alltäglichen Gebrauch. Wahrscheinlich aber freuten sich diese Menschen damals mehr über ihre, für unsere Begriffe, «bescheidenen» Geschenke, da sie nicht von unserem Konsumangebot von jedem tieferen Sinn des weihnachtlichen Schenkens abgelenkt waren.

Interessant und erwähnenswert scheinen uns einige Legenden, die sich in den Köpfen unserer Eifeler noch lange gehalten haben:

Man erzählte sich früher auch in der Eifel, „in der Weihnachtsnacht falle

Frucht und Korn vom Himmel und die Frucht gedeihen am besten, von der
am meisten falle. Auch war die Meinung verbreitet, in der Weihnachtsnacht zwischen zwölf und eins werde fließendes Wasser Wein, es müsse aber gegen den Strom geschöpft werden.“

Diese letzte Legende wird auch wie folgt bestätigt:
„Auf Weihnachten soll man dem Vieh nicht zu saufen geben, denn in dieser Nacht ist eine Minute, in welcher alles Wasser Wein ist.»

Kämen unsere Eifeler Vorfahren in den Adventswochen nochmal zurück ...sie würden sich für ihr damaliges Empfinden in einer «himmlischen» Welt glauben: Für uns aber ist es selbstverständlicher Brauch geworden, dass in jedem größeren oder kleineren Ort schon während der Adventszeit große, beleuchtete Weihnachtsbäume aufgerichtet werden, dass viele Familien vor ihrem Haus einen Weihnachtsbaum aufrichten (oder gar wachsen lassen) - wobei der Geschmack in der Beleuchtung vom schlichten gelb/weißen Licht bis zu der buntesten Farbenmischung reicht

Die Auslagen der Geschäfte sind derartig auf Weihnachten eingestellt, dass man einfach nicht vergessen kann: Bald ist Geschenkzeit - da will der entsprechende Einkauf zeitig und gründlich geplant und durchgeführt werden; bald muss man gerüstet sein, das Weihnachtsmenü jeder Konkurrenz ebenbürtig zu servieren... Weihnachtsmärkte haben in den letzten Jahren ein großes Interesse gefunden: In Geschäftszentren natürlich vorwiegend auf den Konsum abgestimmt, andernorts aber auch von kirchlichen Gruppen als Wohltätigkeitsveranstaltung gedacht und auch als solche beliebt.

Mehr und mehr ist der Heiligabend zu einem wirklichen Abend der Familie geworden: die Geschäfte schließen frühzeitig, die Hausarbeiten sind zeitig beendet und in vielen Familien wird der Abend eingeleitet durch ein besonders festliches Essen. Darauf folgt meist die Bescherung, die wohl leider oft derartige Ausmaße angenommen hat, dass der ursprüngliche Sinn vom weihnachtlichen Schenken vergessen wird.

Die Christmetten - nach wie vor einer der beliebtesten Gottesdienste des ganzen Jahres - sind meist in den späten Abendstunden, hier um 20.00 oder 21.00 Uhr, dort um 22.00 oder gar um Mitternacht. Schon lange vor Beginn der Mette findet man draußen keinen Parkplatz und drinnen keinen Sitzplatz mehr, kommen doch zu dieser Christmette nicht nur die üblichen Gottesdienstteilnehmer, sondern auch oft jene, die eigentlich sonst im Laufe des Jahres die Kirche nicht eben umlaufen - Weihnachten ohne Gottesdienst ist eben auch für sie keine Weihnachten.

In manchen Kirchen ist es üblich, die Christmette durch ein Krippenspiel einzuleiten, zumindest aber durch ein besinnliches Konzert des dorfeigenen Chores, der übrigens während der ganzen Christmette einen seiner meist beachteten Auftritte des Jahres hat, ist doch dann die Masse und die Aufnahmebereitschaft der Zuhörer außergewöhnlich groß.

Der erste Weihnachtstag und der folgende Stephanustag führen nochmal viele Menschen zu den Gottesdiensten. Aber es sind auch die Tage der familiären Begegnung: Entweder bleiben da mal «alle» zu Hause, alle kommen nach Hause oder gemeinsam macht man Verwandtenbesuche, auch um Geschenke zu bringen oder in Empfang zu nehmen. In einigen Dörfern ist auch am zweiten Weihnachts- oder Stephanustag traditionsgemäß abends Theater durch einen Dorfverein; ja an einigen Stellen kennt man am Nachmittag dieses Tages eine Kinderbescherung als Veranstaltung für das ganze Dorf.

NEUJAHR
Was sich mit einiger Abänderung bis in unsere Tage erhalten hat, ist wohl der Brauch, «dass die Burschen des Ortes in der Neujahrsnacht ihren Mädchen und Einwohnern, welchen sie ihre besondere Verehrung bekunden wollen, das Neujahr anschießen.»

Ein Brauch aber, der wohl heute in diesem Sinne nicht mehr denkbar wäre, ist der, dass „um Neujahr und Ostern die Kinder, die noch nicht zur hl. Kommunion gegangen sind, ihre Paten besuchen.“
Der Zweck dieses Besuches besteht eigentlich darin, dass die Paten sich überzeugen von den religiösen Kenntnissen und der Führung ihrer Patenkinder. Letztere wurden daher von jenen einst geprüft in den Gebeten, im Glaubensbekenntnis, den 10 und 5 Geboten, in den Fragen des Katechismus u.a. Fiel die Prüfung gut aus, so erhielten die Kinder zur Belohnung einen Kranz von Backwerk. Die Prüfung ist vielerorts in Vergessenheit geraten, worüber die Kinder sich nicht grämen, wenn nur die Gabe gut gerät.

Die Silvester- oder Neujahrsnacht hat sich auch in der Eifel in den letzten Jahren zu einer ganz «tollen» Nacht entwickelt:
Da gehen auch «normale» Bürger für einmal ganz groß aus, essen oder versammeln sich mit einigen Familien privat zu einer feucht-fröhlichen Gesellschaft. Vor allem die Jugend drängt sich in den Tanzsälen, die die Gunst der Stunde zu nutzen wissen. Und wenn dann der Uhrenschlag das neue Jahr anmeldet, dann steigen am Horizont über unseren Eifeldörfern leuchtende Raketen hoch, dann knallt und ballert es an allen Ecken, ja mancherorts fallen die Kirchenglocken in diesen Freudenausbruch ein: Ein neues Jahr ist da! «Prost Neujahr!» ertönt in dieser Nacht und am folgenden Tag allerorts wo Menschen sich begegnen. Am Neujahrstag nämlich ist man verpflichtet, den Nachbarn, den Freunden und nahen Verwandten die Wünsche für das neue Jahr zu überbringen - man hat es meistens aber in den Tagen vorher auch schon schriftlich getan zur Freude oder zum Leidwesen der Briefträger: Müssen doch sie all diese Berge Post durch die Dörfer schleppen, dabei aber leider oft ein bisschen zu eifrig «aufgemuntert» durch die «Neujohrs-dröpp», die ihnen an den Türen angeboten wird, und die schon so manchem braven Briefträger zum Verhängnis geworden ist.

Geschäftsleute erachten es als Pflicht, in diesen Tagen ihren treuen Kunden eine Kleinigkeit zu schenken. Und wer am Neujahrstag in ein Gasthaus kommt, darf seiner «Neu-johrsdröpp» sicher sein.

Zu den Festen um die Jahreswende gebührt auch dem Fest der
HEILIGEN DREI KÖNIGE noch besondere Erwähnung.

Mancherorts war es schon früher üblich - in Büllingen schon um etwa 1900, dass «am Vorabend des Festes der heiligen drei Könige drei größere Schulknaben in bunter Verkleidung, wobei der Kaspar an Gesicht und Händen kohlschwarz erscheint, mit Sack und Korb und mit einer Schelle am Reisestab von Haus zu Haus ziehen und das Lied singen: Es führt drei Könige Gottes Hand, und verteilen kleine Gaben. Dagegen empfangen sie ein Entgelt, welches nach dem frommen Wunsche der hl. drei Könige ihre Gabe etwas übertreffen soll.»

In unseren Tagen entwickelt sich mehr und mehr dieser Brauch des Drei-Königsingens unter dem Namen «STERNSINGER»: Da ziehen die Kinder in kleinen Gruppen, phantasievoll nach den drei Königen verkleidet, von Haus zu Haus, malen mit Kreide die Buchstaben C + M + B als Segen über die Haustür, singen dazu ein Liedchen und nehmen Geldspenden in Empfang, die immer für einen missionarischen oder sonstigen wohltätigen Zweck bestimmt sind. Ein Brauch, der dort wo er gepflegt wird, bei Kindern sehr beliebt ist, die Erwachsenen anspricht und manchem Missionar und Bedürftigen ansehnliche Hilfe bringt.


 

 

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EXTERNE AUFTRÄGE


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Demokratieerziehung in Brüssel


Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft in der „Task Force for International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and Research“


Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im pädagogischen Beirat des „Jüdischen Museums der Deportation und des Widerstandes in Mechelen“


Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Verwaltungsrat der Gedenkstätte Breendonk



 

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