Der letzte Wunsch
von Davina Cornely, 2. AUD, RSI Eupen
Brüssel, 22. März 1942
Meine
Frau wärmt
das Essen auf. Tagtäglich werden die
Portionen
kleiner. Viel bleibt uns nicht mehr.
So wie jeden Abend hören wir die Nachrichten im Engländer, damit wir
über
den Verlauf des Krieges gut informiert sind.
Plötzlich
klopft es an der Tür.
Meine Frau öffnet.
Ich höre
einen Schrei und
kann durch die halb geöffnete Tür zum Flur sehen, wie ein Mann in
schwarzer Uniform sie zur Seite stößt. Nun hat es uns also auch
erwischt!
Die Gestapo zerrt uns aus dem Haus, wo wir auf einen
Lastkraftwagen
verladen werden. Wir müssen alles zurücklassen. Mit anderen
Juden
werden wir zum Bahnhof gebracht. Der Deportationszug steht bereit.
Wie Vieht werden wir getrieben und
verladen, ohne zu wissen, wo die Fahrt
hingeht.
Als der Zug nach drei Tagen anhält, sagt man uns, dass wir
in dem
Arbeitslager Auschwitz angekommen sind. Männer und Frauen werden
getrennt, Die Kinder bleiben bei ihren Müttern, damit sie nicht
heulen. Ich
muss meine Schuhe, Strümpfe und meinen schönen Anzug ausziehen.
Auch meine wertvolle Uhr nehmen sie mir ab.
Der Kopf wird mir geschoren und wir bekommen
gestreifte Kleidung. Mir
wird die Nummer 1853 zugeteilt. Diese ist auch auf
meinen Unterarm
tätowiert
worden und das ohne Betäubung
und mit ständigem
Geschrei.
„
Ihr Saujuden! Schneller! Schneller!"
Vom ersten Tag sehe ich meine Frau nie mehr. Später, als ich mich bei
einer Gefangenen nach ihr erkundigte, sagte diese,
sie sei an
Herzversagen gestorben.
Ich arbeite täglich bis zu 20 Stunden. Die
Mahlzeiten sind karg: ein wenig
Brot und Wasser. In kürzester Zeit bin ich bis auf die
Knochen abgemagert
und fühle
mich sehr schwach und krank. Gestern wurden viele Kranke
abgeholt und in die Gaskammer geschickt.
Wie lange muss ich noch leiden? Ich wünsche mir nichts sehnlicher
als den
Tod.
Jakob
Rosenblum
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