Grenzgeschichte DG - Autonome Hochschule in der Deutschsprachigen Gemeinschaft

 

 

 

Mein kleiner Bruder Friedrich

von Nina Koep, 2. AUD, RSI Eupen

Heute schreiben wir den 5. Mai 1941, ein besonders schöner Tag für meinen kleinen Bruder Friedrich. Heute feiert er Geburtstag, er wird 3 Jahre alt. Leider muss er mitkriegen, wie schlecht es uns geht. Papa ist verzweifelt und schlägt ihn, sobald er einen Laut von sich gibt, da er Angst hat, dass die SS-Männer uns entdecken.

Mama ist gestorben, als Friedrich ein Jahr alt war.

Seit ein paar Wochen verstecken wir uns in einem kleinen Haus am Waldrand. Papa hofft, dass uns dort niemand findet.

Plötzlich höre ich Geräusche. Was ist los? Ich laufe in den Wald und verstecke mich. Nach einer Weile, nachdem sich alles beruhigt hat, gehe ich zum Haus zurück.

„Wo ist Friedrich?" ... „Nein, das dürfen sie nicht machen, nicht Friedrich! Er ist doch noch so klein." Papa ist auch weg, wo sind sie nur?

Ich laufe aus dem Haus, die Straße entlang. Tränen laufen mir die Wangen hinunter. Oh, Gott, da sind sie! ... Sie nehmen mich mit.

Wir kommen am Bahnhof an, ich werde wie viele andere Menschen in einen Viehtransport gestoßen. Gott sei dank, im Waggon finde ich meinen kleinen Friedrich wieder, er weint und fürchtet sich. Ich nehme ihn in den Arm und versuche ihn zu trösten. Doch, plötzlich Schüsse! Die SS- Männer haben unseren Vater erschossen, der versucht hatte, die Flucht zu ergreifen. Ich muss weinen.

Im Zug ist es dunkel, es stinkt fürchterlich, Frauen und Kinder schreien und weinen. Ich versuche meinen kleinen Bruder zu beruhigen, indem ich ihm seine Lieblingsgeschichte erzähle.

Ich kann die Zeit nicht einschätzen. Wie lange fahren wir jetzt schon?

Wir kommen an, eine fürchterliche Angst kriecht in mir hoch. Was wird jetzt aus uns?

Wir steigen aus, die Soldaten schreien, schlagen. Wir werden in Reihen aufgestellt. Frauen und Kinder rechts, die Männer links.

Friedrich wird aus meinen Armen gerissen. Ich wehre mich und versuche ihn festzuhalten. Ich fühle die Peitschenschläge und werde ohnmächtig.

Ich überlebte den Alptraum im Lager, Friedrich habe ich nie mehr gesehen. Ich vermisse ihn heute noch. Das was mir bleibt ist dieses Foto.

 

 

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EXTERNE AUFTRÄGE


Koordination der „Aktionstage Politische Bildung“


Demokratieerziehung in Brüssel


Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft in der „Task Force for International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and Research“


Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im pädagogischen Beirat des „Jüdischen Museums der Deportation und des Widerstandes in Mechelen“


Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Verwaltungsrat der Gedenkstätte Breendonk



 

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