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Permanente Angebote von GrenzGeschichteDG zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg
im deutsch-belgisch-niederländischen Grenzland
Unter dem Motto „Pardon wird nicht gegeben“ bieten wir eine Rundfahrt und einen Bildervortrag zur deutschen Invasion und ihre Folgen im Grenzland 1914 an.
Rundfahrt "Pardon wird nicht gegeben"
Start ist in Eupen am Garnstock, wo sich von 1815 bis 1919/20 die preußisch/niederländische und ab 1830 die preußisch/belgische Grenze befand.
Hier überschritt am 4. August die 11. Brigade die Grenze des neutralen Nachbarlandes. Am 7. August kam es seitens deutscher Soldaten zu Übergriffen an den Patern eines direkt hier an der Grenze auf belgischem Gebiet gelegenen Klosters.
Nächste Station ist der nahe Ort Baelen, wo heute noch ein Denkmal an 17 am 8. und 9. August 1914 ermordete Zivilisten erinnert.
Über die Neutralstraße geht es zum Gelände des ehemaligen preußischen Grenzbahnhofs Herbesthal – dem wohl wichtigsten logistischen Punkt zur Versorgung der Flandernfront - und dann zur Grenzstation nach Weiss Haus/Maison Blanche. Hier überschritten am 4. August die 14. und 27. Brigade die Grenze.
In Kelmis beschäftigen wir uns mit dem „vergessenen Land von Neutral-Moresnet“ einem Kuriosum das von 1815 – 1919 bestand und mit dem Versailler Vertrag zu Belgien kam.
Anschließend geht es in den niederländischen Grenzort Vaals. Im Rahmen eines sozial- und zeitgeschichtlichen Rundganges besuchen wir unter anderem den historischen Grenzübergang nach Aachen die „Kleng Wach“, von wo die Vaalser Bevölkerung am Morgen des 4. August den deutschen Vormarsch gegen Belgien Richtung Vierländereck beobachten konnte. Und hier am Grenzhäuschen begann auch der elektrische Todeszaun von Aachen bis an die flämische Küste, der Belgien hermetisch von den Niederlanden abriegeln sollte und mindestens 3000 Menschen das Leben kostete. Die ersten 18 Kilometer von hier Richtung Maas wurden am 23. August 1915 in Betrieb genommen.
Weiter geht es zum ehemaligen „Vierländereck“. Hier vor Ort werden wir u.a. die erschütternde Geschichte einer belgischen Fluchthelferin aus dem Zweiten Weltkrieg vernehmen, die ähnlich wie viele andere junge Belgier, ausgehend von den Erfahrungen ihrer Eltern und Verwandten im „Großen Krieg“, sich einem neuerlichen deutschen Einmarsch entschieden widersetzen wollten und tatsächlich auch widersetzten.
Hier oben nehmen wir dann auch in einer gemütlichen Kneipe die an die Schmugglerzeit erinnert, ein gemeinsames Mittagessen ein.
Anschließend geht es dann über Gemmenich zum heute noch höchsten und längsten belgischen Eisenbahnviadukt von Moresnet, das Teil der sog. Groener-Linie war und den durch die neutralen Niederlande gehenden „Eisernen Rhein“ ersetzen soll.
Die Brücke wurde von russischen Kriegsgefangenen gebaut, die dabei sozusagen starben wie die Fliegen.
Bei Schloss Beusdael besuchen wir dann das wohl weit und breit einzige Denkmal, das an den elektrischen Todeszaun erinnert.
Hiernach geht es zum Denkmal und Grab des Kavalleristen Antoine Fonck in Thimister, dem ersten am 4. August 1914 durch den Feind getöteten belgischen Soldaten.
Vorbei am Fort von Battice, das aber erst nach dem „Großen Krieg“ gebaut wurde, geht es nach Melen bei Herve. Auf einer Wiese an der Vormarschstraße Richtung Lüttich wurden zwischen dem 4. und 12. August 1914 124(!) Personen – auch Kleinkinder, Frauen und Greise - vorsätzlich von deutschen Soldaten ermordet. Die Gräber mit den Fotos der Opfer, die scharf antideutschen Inschriften, erheben auch heute noch eine harte Anklage.
Bildervortrag "Pardon wird nicht gegeben"
Bereits am 2. August 1914 wurde Luxemburg sang und klanglos von deutschen Soldaten besetzt: Grund war die angebliche Absicherung einer in deutschem Besitz befindlichen Eisenbahn. In den Morgenstunden des 4. August 1914 rückten dann sechs deutsche Infanteriebrigaden, etwas über 30.000 Mann, mit Kavallerieunterstützung unter Bruch des Völkerrechts in das neutrale Belgien ein. Eine dieser Brigaden kam aus der Stadt Aachen und zog über Gemmenich Richtung Visé, 3 Brigaden überschritten die Grenze nach Belgien aus Eupen und der Umgebung und 2 aus der Stadt Malmedy.
Auf der Grundlage des sog. „Schlieffenplans“ sollte von hier aus und unter Umgehung der französischen Forts an der Ostgrenze zu Deutschland und in einem festen Zeitplan die Eroberung von Paris erfolgen und der Westfeldzug möglichst schnell beendet sein.
Den belgischen „Pralinésoldaten“ wurde hierbei höchstens eine Statistenrolle zugedacht. Doch vom ersten Angriffstag an gestaltete sich der Vormarsch schwieriger als vorgesehen: von den Belgiern errichtete Hindernisse versperrten den Weg.
Das Gelände mit seinen hohen Hecken und Hohlwegen war völlig unübersichtlich, die eng beieinander vorrückenden deutschen Brigaden beschossen sich wohl auch gegenseitig („friendly fire“) und die Außenforts von Lüttich hämmerten ihre schweren Granaten in die vorrückenden deutschen Truppen. Auch griffen kleinere belgische Militäreinheiten, nadelstichartig und höchst erfolgreich, die deutschen Invasoren an.
Es gab hohe Verluste unter den Angreifern für die nicht zuletzt Teile der Zivilbevölkerung verantwortlich gemacht wurden, die angeblich heimtückisch aus allen Ecken und Enden auf die deutschen Soldaten schossen. Mordend und brennend ging die deutsche Soldateska gegen unbescholtene Bürger vor, auch Kleinkinder und Alte wurden als sog „Franctireurs (Freischärler)“ erschossen…..
Im Mittelpunkt des Vortrags steht nicht das Schlachtgetümmel, vermeintlich heroisches Soldatentum, sondern das Leben und Leiden einer durch die Kriegsereignisse vergewaltigten Grenzbevölkerung.
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